Abschlussveranstaltung der 3. Runde der Dialoginitiative – 20.03.2023

Auftakt der Strategieworkshops „Vom Wissen zum Handeln – Geschlechtergerechte Berufungsverfahren“

Hochschulleitungen und Dekan*innen diskutieren die Implementierung von Handlungsempfehlungen

Die Hochschulleitungen und Dekan*innen der niedersächsischen Hochschulen fanden online zusammen auf Einladung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK), der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen (LHK) und der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen in Niedersachsen (lakog niedersachsen) zum Auftakt der drei Strategieworkshops “Vom Wissen zum Handeln – Geschlechtergerechte Berufungsverfahren” der Dialoginitiative „Geschlechtergerechte Hochschulkultur“.

Nach 15 Jahren des intensiven landesweiten Austauschs überführt die Dialoginitiative mit den Strategieworkshops das Wissen in Ergebnisse, so die Gastgeberin und Forumsvorsitzende der Dialoginitiative Brigitte Just, Vorständin der lakog niedersachsen. Ziel der Workshops, so Brigitte Just, ist die Qualitätssicherung von Berufungsverfahren in Niedersachsen durch die Implementierung von Handlungsempfehlungen zu geschlechtergerechten Berufungsverfahren in hochschulinterne verbindliche Regelungen. Prof. Dr. Gerhard Kreutz, stellvertretender Vorsitzender der LHK Niedersachsen, betonte in seinem Grußwort, dass in Berufungsverfahren nicht nur die Kandidat*innen Ihre Exzellenz beweisen müssen, sondern auch die Hochschulen.

Unconscious Bias gegenüber Frauen und der Gender Pay Gap in Berufungsverhandlungen standen im Mittelpunkt der beiden Fachvorträge von Dr. Anke Burkhardt (Institut für Hochschulforschung Halle/ Wittenberg) und Dr. Peter Elspaß (Referat für Hochschulplanung und Controlling an der Leibniz Universität in Hannover). Dr. Burkhardt stellte den Gender Pay Gap anhand der HoF-Studie von 2019 in Berufungs- und Bleibeverhandlungen an niedersächsischen Hochschulen dar. Im Anschluss erläuterte Dr. Elspaß das Controlling der Leistungsbezüge am Beispiel der Leibniz Universität Hannover.

Die Hochschulleitungen waren eingeladen in zwei Breakout-Sessions für die Fachhochschulen und die Universitäten aus Ihrer spezifischen Perspektive konkrete Vorschläge zur Rekrutierung von Professor*innen beizutragen.

Begleitet wurden die Teilnehmenden durch die Gesamtmoderation Anneliese Niehoff – Stabstelle Chancengleichheit der Universität Bremen und Vorständin der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen sowie die Moderationen der Breakout-Sessions:

  •  Prof. Dr. Gerhard Kreutz – Präsident der Hochschule Emden/Leer und Stellvertretender Vorsitzender der LHK Niedersachsen,
  •  Prof. Dr. Katja Koch – Vizepräsidentin für Lehrer*innenbildung und Wissenstransfer, Technische Universität Braunschweig und Sprecherin der Ständigen Kommission für Gleichstellung der LHK Niedersachsen und
  •  Prof. Dr. Heike Schenk-Mathes – Vizepräsidentin für Gleichstellung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Technische Universität Clausthal und Stellvertretende Sprecherin der Ständigen Kommission für Gleichstellung der LHK Niedersachsen.

Überblick der Strategieworkshops

Strategieworkshop 1:
08.03.2022 von 13:00 – 16:00 Uhr
„Unconscious Bias, Gender Pay Gap und Berufungsverhandlungen“ – mit den Hochschulleitungen und Dekaninnen (Teilnahme Dekaninnen: 13:00 – 14:00 Uhr) –
Strategieworkshop 2:
05.04.2022 von 13:00 – 16:00 Uhr
„Chancengleicher Verfahrensbeginn: Profilpapiere, Ausschreibungen und Aktive Rekrutierung“ – mit den Dekan*innen –
Strategieworkshop 3:
05.05.2022 von 10:00 – 13:00 Uhr
„Handlungsempfehlungen: Mindeststandards und Entwicklungsziele geschlechtergerechter Berufungsverfahren“ – mit den Hochschulleitungen –

Start der Workshops für dezentrale Gleichstellungsbeauftragte niedersächsischer Hochschulen

Die geplanten digitalen Workshops für die dezentralen Gleichstellungsbeauftragten (DeGB) der niedersächsischen Hochschulen sind auf den Weg gebracht worden. Ziel der Workshops ist es, die Arbeit der DeGB niedersächsischer Hochschulen zu stärken. Zu diesem Zweck finden zwischen September 2021 und März 2022 vier Workshops jeweils für DeGB der MINT-Fachbereiche der Universitäten, der nicht-MINT-Fachbereiche der Universitäten und der Fachhochschulen statt.

Mit Sandra Masemann werden die Workshops durch eine Trainerin geleitet, die im Rahmen eines Modellprojekts an der Charité Berlin eine jahrelange Erfahrung in der Weiterbildung von dezentralen Gleichstellungsbeauftragten der Berliner Hochschulen mitbringt.

Die Schwerpunkte der Workshops umfassen:

  • Wissenskompetenz stärken: Knackpunkte von Berufungsverfahren, die für den Auftrag der DeGB wichtig sind
  • Handlungskompetenz stärken: Rollenverständnis und Strategien für DeGB in Berufungsverhandlungen
  • Ressourcen für DeGB stärken: Gemeinsam Handlungsempfehlungen für Entscheider*innen identifizieren

Die Teilnahmeplätze sind nach Ende der Anmeldefrist alle belegt worden.

Leistung setzt sich durch?! Unconscious Bias und Bewertung in Berufungsverfahren

Die Impulsveranstaltung „Unconscious Bias in Berufungsverfahren” diskutierte Geschlechtergerechtigkeit bei der Vergabe von Professuren an niedersächsischen Hochschulen

Die Impulsveranstaltung „Unconscious Bias in Berufungsverfahren“ am 20. Juli 2021 zum digitalen Auftakt der 3. Runde der Dialoginitiative „Geschlechtergerechte Hochschulkultur“ thematisierte die Benachteiligung von Frauen bei der Bewerbung auf Professuren an niedersächsischen Hochschulen. Unter den 150 Teilnehmenden waren Präsidentinnen und Vizepräsidentinnen der niedersächsischen Hochschulen sowie Vertreter*innen von Politik und des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.

Frauen würden oft als weniger geeignet für Professuren wahrgenommen, so Prof. Dr. Kreutz, der stellvertretende Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen, in seinem Grußwort an die Teilnehmenden. Mitglieder von Berufungskommissionen seien häufig von der eigenen Objektivität überzeugt, dies sei aber oft ein Irrtum.

Die international renommierten Fachreferent*innen Prof. Dr. Jadranka Gvozdanovic (Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Tomas Brage (Universität Lund) präsentierten Beispiele und Zahlen, die den Bias bei der Bewertung von Frauen in Auswahlverfahren deutlich belegen. So werden in „Blind Tests“ die Bewerbungsunterlagen mit dem Namen einer Frau mit mindestens einem Drittel weniger Kompetenz bewertet als dieselben Unterlagen mit dem Namen eines Mannes.

Besonders groß ist die Schere im Bereich der Naturwissenschaften, betonte Prof. Dr. Brage: „Ich hatte in meinem Werdegang eine zu zwei Drittel höhere Wahrscheinlichkeit ein Professor zu werden als meine weiblichen Kolleginnen“ und schließt an, dass er sich auch gegen Bias engagiert, weil er keinen Zweifel daran lassen möchte, dass er seinen Erfolg seiner Leistung und nicht seinem Geschlecht verdankt.

Eine neue Kultur der Führung, die aber sehr komplex und schwierig zu ändern sei, möchte Prof. Dr. Gvozdanovic erreichen. Kriterien wie das Engagement in der Nachwuchsförderung und den Wissenstransfer in die Gesellschaft sollten ergänzt werden. Unabhängige „Unconscious Bias Observer“, wie sie vom LERU Netzwerk (League of European Research Universities) ausgebildet werden, können in Auswahlprozessen ein Gegengewicht schaffen.

Diese Ziele sind jedoch nur durch tatsächliche Maßnahmen, die durch die Hochschulen umgesetzt werden müssen, zu erreichen, daran lassen Brigitte Just, die Vorsitzende des Forums der Dialoginitiative und Vorstand der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an niedersächsischen Hochschulen und Prof. Dr. Gerhard Kreutz der stellvertretende Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen, keinen Zweifel.

Unconscious Bias, oder unbewusste Vorurteile, gegenüber Frauen führen dazu, dass Frauen in Niedersachsen zwar mit über 50 % den Hochschulabschluss oder die Promotion erlangen, aber nur zu 24 % bei den Professor*innen vertreten sind.

Fachbeiträge zu Unconscious Bias

“Bias in academic recruitment”, Prof. Dr. Brage (Universität Lund)

„Talentgerechte Berufungsverfahren“, Prof. Dr. Jadranka Gvozdanovic (Universität Heidelberg)

lakog niedersachsen
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